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OeNB Jubiläumsfonds fördert zwei WiWi-Projekte

22.12.2021

Der Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank wurde anlässlich des 150-jährigen Bestehens der OeNB im Jahr 1966 eingerichtet. Nach der 2019 erfolgten Reform sollen geförderte Projekte mit dem Ziel betrieben werden, den Stand der Forschung in wirtschafts- bzw. standortpolitischen Fragestellungen unter besonderer Berücksichtigung kommunizierter Schwerpunkte auszubauen.

Mit der 2. Vergabesitzung 2021 werden 18 von 39 eingereichten Projekten mit 3,4 Mio EUR aus Mitteln des Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft genehmigt. Zwei Projekte der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften werden mit insgesamt 340.000 EUR gefördert:

  • Exler, Florian (Institut für Volkswirtschaftslehre): Financial Mistakes and Credit Market Regulation
  • Gehrig, Thomas (Institut für Finanzwirtschaft): Common Ownership and Systemic Risk in the Banking Sector

Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften gratuliert den Projektleitern sehr herzlich!


Die Projektbeschreibungen:

Exler, Florian: Financial Mistakes and Credit Market Regulation

Finanzverträge sind kompliziert. Verbraucher, die sie nicht verstehen, laufen Gefahr, Finanzfehler zu begehen. Sie unterschätzen ihre Verpflichtungen, oder bezahlen diese zu spät. Das führt zu hohen Überziehungs- oder Verzugsgebühren. Finanzfehler führen außerdem zu Zahlungsschwierigkeiten oder gar -ausfällen. Um dies zu verhindern, wurden jüngst sowohl in der EU als auch in den USA Kreditmarktreformen in Form der Consumer Credit Directive und des CARD Acts erlassen. Trotz der Bedeutung finanzieller Fehler für Verbraucher und Regulierer spielen sie in quantitativen Modellen, die zur Bewertung solcher Reformen herangezogen werden, keine Rolle. Unser Projekt soll diese Lücke schließen. Wir entwickeln ein Modell in dem erstmals Finanzfehler berücksichtigt werden. Wir untersuchen die Auswirkungen auf Effizienz und Wohlfahrt im Gleichgewicht und planen, die jüngsten Kreditmarktreformen zu bewerten sowie das Potential der Förderung von Finanzbildung und Verbraucherkompetenz zu analysieren.

Wir planen zwei eng zusammenhängende Arbeiten: Zuerst verwenden wir das Konzept der Naivität aus der Verhaltensökonomik, um eine Theorie zu entwickeln, in der Kreditnehmer Fehler begehen. Naive Verbraucher sind sich dessen aber nicht vollständig bewusst und unterschätzen ihre Fehlerwahrscheinlichkeit. Daher wählen sie Kreditverträge mit niedrigen Zinsen aber zu hohen Strafgebühren. Durch diese Gebühren werden sophistizierte Kreditnehmer, die weniger Fehler machen, subventioniert. In diesem Modellrahmen bewerten wir die jüngsten Kreditmarktreformen der EU und USA. Danach entwickeln wir eine Theorie der endogenen Finanzfehler basierend auf begrenzten kognitiven Ressourcen. Kreditnehmer entscheiden, wie viel Mühe sie aufwenden, um Verträge zu verstehen. Sind sie kognitiv eingeschränkt, entscheiden sie sich rational dafür, ihre Verträge nicht vollständig zu verstehen. Dieses Modell endogener Finanzfehler ermöglicht es uns, Maßnahmen zur Finanz- und Verbraucherkompetenz zu evaluieren.


Gehrig, Thomas: Common Ownership and Systemic Risk in the Banking Sector

** Das geförderte Projekt ist ein Kooperationsprojekt mit Maria Chiara Iannino (University of St. Andrews), ehemalige Assistenzprofessorin am Finance Department. Die englische Seite des Kooperationsprojekts wird vom Leverhulme Trust des ESRC (Economic and Social Research Council - UK) finanziert. **

Das Projekt beschäftigt sich mit dem Systemrisiko von großen v.a. europäischen systemrelevanten Finanzintermediären (SIFIs).  Insbesondere soll dabei untersucht werden, inwiefern gemeinsamer Anteilsbesitz - i.e. common ownership - durch große (ausländische) institutionelle Anleger strategische Entscheidungen der SIFIs miteinander korreliert und dadurch Systemrisiko induziert. Durch common ownership induziertes Parallelverhalten betrifft nicht nur die Margen im Bankenmarkt sondern insbesondere auch die Risikoallokation und das Systemrisiko. Wenngleich der Schwerpunkt des Projektes auf der empirischen Analyse liegt, so ist die Behandlung risikobereinigter Margen bei unvollständigem Wettbewerb auch ein innovativer Beitrag zur Finanzmarkttheorie.

Das Projekt besteht aus zwei Teilen, einem theoretischen Erklärungsansatz und einer empirischen Untersuchung von Common Ownership im Bankenmarkt und der Anfälligkeit für Systemrisiko Der theoretische Beitrag besteht in der Formulierung eines Modells mit gemeinsamen Anteilbesitz bei unvollständigem Wettbewerb im Bankenmarkt. Dabei sollen auf der Basis älterer Untersuchungen die Implikationen von gemeinsamem Anteilsbesitz für das Systemrisiko der Banken untersucht werden. Im empirischen Teil werden zunächst einfach handhabbare Masse für gemeinsamen Anteilsbesitz (common ownership) entwickelt, die es gestatten rein deskriptiv statistisch die Entwicklungen dieses Anteilsbesitzes systematisch nachzuzeichnen. Diese deskriptiv statistische Darstellung wird dann ergänzt durch einen strukturell ökonometrischen Ansatz, der die gemeinsamen Treiber der Entwicklungen des Systemrisikos als auch des gemeinsamen Anteilsbesitzes zu identifizieren sucht, sowie nach allfälligen Kausalitäten.


Der OeNB Jubiläumsfonds fördert zwei Forschungsprojekte der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Logo: © OeNB

Die Projektleiter Florian Exler (li) und Thomas Gehrig (re).