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ORF Punkt 1: "Covid noch als Krise?" mit Bernhard Kittel

Bernhard Kittel, Professor für Wirtschaftssoziologie, am 4. Oktober in zu Gast bei Xaver Forthuber. Zusammen mit Dorothee von Laer, Profesorin für Virologie an der Medizinische Universität Innsbruck, und Johann Platzer, Institut für Moraltheologie der Universität Graz wurde u.a. über die sinkende Bereitschaft an COVID-Maßnahmen, dem stillen Übergang in einen neuen Normalzustand und der Überschattung durch andere akute Krisen, diskutiert.

Bernhard Kittel, Dorothee von Laer und Johann Platzer sind sich einig: Ja, Covid-19 ist noch eine Krise.


Je länger eine Krise dauert, desto mehr lernen wird damit umzugehen. Allerdings ist die Bevölkerung nach mehr als 2 Jahren Covid-19 und einhergehender Maßnahmen ermüdet. Der gesellschaftliche Druck eine Maske zum eigenen Schutz und Schutz anderer zu tragen ist fast nicht mehr vorhanden. Nunmehr scheint es so, als tragen nur mehr infiziert oder Personen die „Angst“ vor einer Ansteckung haben eine Maske. So kann sich bereits das Durchsetzen einfacher Maßnahmen als schwierig gestalten.


Doch wäre dies so wichtig, da es nach wie vor Risikopersonen gibt wie Frau von Laer zustimmt. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, wenn gewisse Infektionen und Krankheiten zunehmen, dagegen zusteuern. Eine stärkere Vermehrung des Covid-19 Virus, führt auch dazu, dass mehr Varianten entstehen. Zusätzlich sind nach wie vor andere Infektionskrankheiten im Umlauf. Dieses Jahr wird auch eine stärkere Grippewelle erwartet.


Besonders zu Beginn der Covid-19 Krise herrschte Unwissen. So wurde laut Kittel vor allem die sozialpsychologische Ebene nicht sehr berücksichtigt. Wie reagieren Menschen denn eigentlich auf Einschränkungen? Fragen wie diese finden nun mehr Beachtung und sollten auch weiterhin mehr im Mittelpunkt stehen.


Laut Kittel wurde beobachte, dass die Bereitschaft sich an verordnete Maßnahmen zu halten sehr stark an der Dynamik des Virus orientiert hat. Sind die Inzidenzen hoch, so halten sich Personen vermehrt an Verwaltungsmaßnahmen. Denn der Mensch reagiert sehr wohl auf eine wahrgenommene Gefahrensituation. Die Reaktion auf Maßnahmen kann allerdings sehr unterschiedlich und verschieden aussehen, je nachdem als wie sinnvoll die Maßnahmen subjektiv befunden wird. Auch auf medizinethischer Sicht ist die kontinuierliche Interpretation von Daten wichtig, um Handlungsweisungen ableiten zu können.  


Frau von Laer beton die Bedeutung der Achtsamkeit. In einer komplexen Welt wie unserer, ist es nur möglich mit Problemen, sei es die Pandemie oder Krieg, umzugehen, wenn wir achtsamer sind und achtsamer miteinander umgehen. Die Energiekrise trägt auch dazu bei auf eine andere Art und Weise achtsamer zu handeln oder zu werden.


Eine Anpassung des Verhaltens an eine Krisensituation geht auch ohne entsetzten, so zu finden in weiten Teilen Asiens. Hier war es bereits lange vor der Covid-Pandemie üblich bei Krankheit eine Maske zu tragen, um seine Mitmenschen nicht anzustecken.Während in den ersten Monaten der Covid-Krise großes Entsetzen herrschte, entwickelte sich dieses zu einem Wunsch der Rückkehr zum status quo. Eine vollkommene Rückkehr zum alten Leben wird laut Frau von Laer nicht möglich sein, wir werden also anpassungsfähiger sein müssen. Dabei wichtig ist zu lernen, Krisensituationen zu erkennen und das notwendige Minimum um sie zu kontrollieren.
Platzer betont, dass uns eine noch größere Krise bevorsteht. In welcher wir uns wissend oder auch unwissend bereits befinden: Der Klimakrise. Während die Masken uns unmittelbar die Bedrohung der Covid-Krise bewusst machen, gibt es zu wenig Bilder die uns die Klimakrise vor Augen hält.  


Alleine ist es schwer die Norm zu verändern, das funktioniert nur im Kollektiv. Nicht aufzuhören darüber zu diskutieren und auch Platz für Diskussionen zu schaffen, ist das A und O.


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